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Bayer Open: Angsthasenschach und unzuverlässige Funktionäre

Contributed von ednett am 29. Jan 2014 - 21:10 Uhr

Bayer Open [3]

2. Runde Stadtmeisterschaft - und ich dachte, dass ich von dem Schreiben eines Turnierberichts befreit wäre. Denn unser großer erster Vorsitzender tauchte pünktlich in der Bürgerhalle auf und damit war scheinbar jemand gefunden, der genug Zeit hat, sich die verschiedenen Partien anzusehen und gleichzeitig soviel geballte Schachkompetenz besitzt, den Verlauf der einzelnen Partien fundiert zu bewerten.

Aber denkste....

...., denn Andreas beschränkte sich darauf, im Foyer tiefschürfende Gespräche zu führen (quasi von Funktionär zu Funktionär) - und die Ergebnisse unserer geistigen Anstrengungen nur im Vorbeigehen kurz würdigte. Bitter für uns, die wir heldenhaft unsere Montagabende opfern, um unseren Verein beim wichtigsten Turnier des Jahres angemessen zu vertreten.....

So bleibt es wieder an mir hängen, einen kurzen Bericht zu verfassen - und dass, wo ich weder die Zeit noch den Sachverstand hatte, die Partien meiner Vereinskollegen angemessen zu verfolgen.

Uwes Partie war schon zu einem Zeitpunkt beendet, als einige Spieler im Saal noch auf ihre Gegner warteten. Sein Gegner überraschte ihn mit einer Eröffnung, die nicht unbedingt zu den Lieblingssystemen Uwes gehört und da die Spielstärke der beiden ungefähr auf einem Level war, einigte man sich schnell auf remis.

 Etwas länger brauchte ich, um einen halben Punkt zu ergattern. Nachdem wir diverse Züge brauchten, einen geschlossenen Sizilianer zu misshandeln, entstand eine Stellung, die mir zwar einige Chancen brachte, die aber auch einige Risiken barg. Trotz längerem Grübeln war ich mit total unsicher, wie ich die Stellung einschätzen sollte. Statt in die Ofensive zu gehen, wählte ich also einen "Abwartezug" und bot remis an. Meinem Gegner gefiel seine Stellung nicht mehr besonders gut - und es kam zum Handshake. Die Analyse brachte einige wüste Stellungen zustande, die wir beide nicht verstanden und insofern waren beide mit dem halben Punkt zufrieden - zumal die Punkteteilung meinem Gegner einen ordentlichen ELO-Gewinn und mir einen DWZ-Gewinn ermöglichte. Klassische Win-Win-Situation!

Die Stellung von Karl-Heinz hatte ich zwischenzeitlich mal im Vorbeigehen als recht ordentlich eingeschätzt. Aber Karl-Heinz spielt ja in der Regel alles andere als Angsthasenschach und opfert gerne mal eben so eine Figur, um was Schwung in den Laden zu kriegen. Aber manchmal sind Figurenopfer eben keine Opfer, sondern nur mehr oder weniger komplizierte Figurenverluste - so wohl auch diesmal, denn als ich das nächste Mal am Brett vorbeiwanderte, war aus der unklaren interessanten Stellung ein glatter Verlust entstanden und wenig später spazierte Karl-Heinz auch beschäftigungslos, aber nicht frustriert durch den Turniersaal.

Zu den Partien von Manfred und Richard kann ich leider überhaupt nichts sagen, weil ich beiden Partien nicht die notwendige Beachtung geschenkt habe (ich dachte ja, der Funktionär würde den Bericht schreiben) - beide haben aber ihre Partien leider verloren.

Bleibt noch Kristian, der sich einen besonders perfiden Plan ausgedacht hatte, um das Zeitnotwunder Frank Reinemer in die Bredouille zu bringen. Er überlegte einfach noch länger - und geriet folgerichtig als erster in Zeitnot. Und der Plan ging auf - Frank gelang es nicht, sich in der Zeitnotphase einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Dumm nur, dass ihm das bereits vorher gelungen war - irgendwann und irgendwo eroberte er einen Mehrbauern, der dann zum Gewinn der Partie reichte.

Das die Luft für die Spitzenbretter schon in der zweiten Runde reichlich dünn ist, mussten dagegen einige andere Turnierfavoriten schmerzhaft erfahren. Mit Boris Khanukov, Markus Balduan und Karsten Keller gelang es drei Spielern von den TopTen nicht, ihre weiße Weste zu behalten. Insbesondere Michael Kemmler, der vorgestern mit seinem Aussehen und Gestenspiel auch gut einen evangelikalen Sektenführer in einem Wallanderkrimi hätte spielen könnte, gelang ein mehr als überzeugendes Remis gegen den Ranglistenzweiten Khanukov. Obs nur an seinem Aussehen gelegen hat oder an der Tatsache, dass er kein Angsthasenschach gespielt hat, wird man sehen können, wenn die Partien der zweiten Runde auf der Homepage des Ausrichters veröffentlicht werden.....

 

 

 

Comments

  1. Immer diese Ungeduld

    eigentlich wollte ich Montag nur allen persönlich ein frohes Neues Jahr wünschen. <img src="https://levschach1919.de/modules/BBSmile/images/smilies/icon_wink.gif" alt="icon_wink" /> Ist mir auch ganz gut gelungen. Schöner Bericht, auch wenn ich vorhatte mich gleich noch dran zu geben. Aber du kannst eh besser schreiben. Wunderbar. <img src="https://levschach1919.de/modules/BBSmile/images/smilies/icon_cool.gif" alt="icon_cool" />

  2. <img src="https://levschach1919.de/modules/BBSmile/images/smilies_auto/clap.gif" alt="clap" /> Wieder ein toller Bericht, ednett! Über "evangelikale Sektenführer á la Wallander" können wir ja bei geeigneter Gelegenheit mal diskutieren, aber Deine Schreibe ist einfach nur köstlich! <img src="https://levschach1919.de/modules/BBSmile/images/smilies/icon_biggrin.gif" alt="icon_biggrin" />

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