Wer in dieser Nacht unterwegs zur Stadtmeisterschaft war ist hoffentlich sicher hin und zurück gekommen. Erst Schnee und später Eis war irgendwie nicht auf dem Programm. Spielerisch war es erheblich ungefährlicher nur zum Ende spitzte sich die Lage noch zu. Alles weitere gibt es unter weiterlesen
Fangen wir erstmal mit den Spitzenduellen an. Brett 1 mit Khanukov-Rotstein wurde am Abend leider nicht ausgespielt, manch einer hat wohl eine Notation von so 10 Zügen gesehen, die Großmeister Remis kommen früh im Turnier. Hingegen mussten FM Cordts und FM Kniest richtig arbeiten. Cordts gegen Böhm war richtig witzig weil auf fast völlig geräumten Brett bis auf 2 Cordts Bauern noch jeweils 3 Figuren rumsprangen. Obwohl für mich viel zu verwirrend wurde die Kiste dann so gegen 23::30 zügig ohne Überraschung abgewickelt. Kniest gegen Negele war ein richtiger Hingucker mit überraschend aggresiven Zügen von Dr. Negele. Irgendwie hatte ich hier einen geplätteten FM erwartet aber solche Leute sind halt nur sehr, sehr schwer zu bezwingen und so gab es erneut ein Remis für ihn. Hat seine Vorteile, im weiteren Turnierverlauf werden wir sicher einen weiter kämpfenden FM Kniest erwarten können. Freuen wir uns auf weitere schöne Partien. Zum schöneren Nachvollziehen hier nochmal der Kommentar von Dr. Negele zum Nachspielen
Gehen wir mal über zu den Erfolgen oder auch nicht der SVG. Thomas Granz durfte nach hoffungsvoller Eröffnung fast doppelt so lang spielen wie in der letzten Runde. Doch irgendwie verlor er dann doch recht zügig und nutzte die Gelegenheit möglichst frühzeitig nach Hause zu dampfen. Ich selbst durfte nach unserem gestrigen Mannschaftskampf schon wieder gegen einen Brühler antreten und komme immer mehr zu dem Fazit irgendwann doch mal eine neue Eröffnung für Schwarz zu suchen. Den Remis Hafen laufe ich doch ein wenig zu oft an. Nachdem am Sonntag der Brühler so nett war auf überflüssiges Kneten zu verzichten war ich dazu auch nicht in der Stimmung obwohl die DWZ Unterschiede bei der Stadtmeisterschaft zu meinen Gunsten ausviel was im Mannschaftskampf eigentlich nie der Fall ist. Nochdazu Stand Schachfreund Wieland wohl meist und am Ende auch noch besser. Viel war nicht los, dennoch die Partie
Wir haben uns dann noch nett die Zeit vertrieben mit einigen wilden, durchaus möglichen Abwicklungen, die wir aber doch nicht gespielt haben.
Vom Frank Selbach und Frank Düster habe ich kaum was gesehen. Frank S. hat gegen einen deutlich besseren Gegner wohl klar verloren. Wie es bei Frank D. war kann ich nicht sagen weil dieser mit seinem Gegner noch ewig analysierte. Dies ist für Frank eher ungewöhnlich und spricht für eine Niederlage nach guten Spiel. Bleibt noch Manfred Friedsam, der sportlich keine so dicke Aufgabe hatte wie die Frank's, brachte diese jedoch recht ordentlich über die Bühne. Sein Gegner Schachfreund Hoeper spielt nach den Sonderregelung für sehbehinderte Schachfreunde und bekommt von seinen Kontrahenten die Züge angesagt und spielt diese auf einem Steck-Schachspiel nach. So richtig kenne ich mich da nicht aus da ich bisher immer nur gegen Willy Beckmann randurfte und dieser spielte meist mit besonderen Farben der Schachfiguren. Prima wie die sehbehinderten Schachfreunde dennoch im regulären Schach voll mithalten können. Manfred spielte jedoch genau und überrannte schließlich den Gegner mit einem Bauersturm. Ach, ja. Fehlt noch Andreas Morsch. Aus privaten Gründen konnte er nicht antreten und verlegen hat leider nicht geklappt. Macht wohl die kampflose Null.
Was bleibt noch ?
Nichts außer dem Drama des Abends. Lev Lukovski gegen Dr. Schimpf sah kurz vor Mitternacht Dr.Schimpf auf der Siegerstraße. Dr. Schimpf ohne Ende Zeit der Kontrahent noch 1-2 Minuten, Dr. Schimpf 2 Bauern auf Reihe 3, feindliche König auf Reihe 1 unmittelbar davor und der Turm von Schachfreund Lukovski machte nur noch Ausflüge zu kleinen Schachs. Beschwerden über Beschwerden hagelte es in der Endphase. Pfeifen und Trällern während der Partie, Reklamation wegen Notations Meinungsverschiedenheiten und, und, und sorgten zur Erheiterung der noch reichlich verbliebenen Kiebitze. Die Turnierleitung regierte einzig richtig und ignorierte den Schabernack überwiegend. Da ich nicht alles mitgekriegt habe werde ich hier nicht wertend aktiv für eine der beiden Seiten. Der meiner Meinung nach verdiente Sieg ging an Dr. Schimpf. Gratulation .......
p.s. Psycho Spielchen gibt es im Schach wohl immer aber übertreiben sollte man es nicht.
Comments
die Berichtserstattung ist ja rasend schnell - da war ich ja gerade einmal 1 Stunde in Wuppertal ... (Trotz Eis und Schnee.)
Die Wahrnehmung zur Partie Negele-Kniest war tatsächlich korrekt - mit etwas mehr "Mut" war der FM besiegt - leider habe ich einen gefährlichen Konter übersehen, dabei wollte ich doch auf "Nummer Sicher" gehen. Das sollte man gegen Spieler dieser Spielstärke nicht tun, hätte den ganzen Punkt kosten können.
Hier die Notation, weitere Anmerkungen im Müller´sche Bulletin:
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d4 exd4 5.0-0 (Bestimmt eine Überraschung für den gut vorbereiteten Gegner - zumeist spiele ich 5. e5.) Sxe4 6.Te1 d5 7.Lxd5 Dxd5 8.Sc3 Dh5 !? (Aktiver als das übliche 8.-Da5.) 9.Sxe4 Le6 10.Lg5 h6 11.Lf6 !? (Das war mir noch bekannt aus einer Partie Szabo-Mühring von 1946, aber danach gab es sicherlich "Neuerungen".) 11.-Dg6 12.Sh4 Dg4 N (Von Kniest vorbereitet, erwartet hate ich 12.-Dh7, worauf ich 13.f4 spielen wollte.) 13.Dd3 (!, danach scheint die schwarze Idee eher fragwürdig.) 13.-Dh5?! (Besser 13.-Le7 14.h3 mit sehr unklarem Spiel.) 14. f4 Da5 15. f5 ! (Schon der Ausheber, Schwarz hatte das unterschätzt.) 15.-gxf6 16.fxe6 ? [Schade, denn 16.Sxf6+ ! Ke7 17.fxe6 Dg5 (Danach hatte ich meine Überlegungen abgebrochen, da mir Schwarz in Vorteil zu kommen schien. 17.-Kxf6 geht hingegen nicht wegen 18.Df3+.) 18.Sh7 ! (Natürlich FRITZ) Dxh4 19.Df5 f6 20.g3 gewinnt zwingend für Weiß.] 16.-0-0-0 ! 17.exf7 Se5 18.Dh3+ Kb8 19.Sxf6 (Hier war ich optimistisch, doch der folgende Konter, den Oliver Kniest schon mit 14.-Da5 vorbereitet hatte, belehrte mich sofort eines Besseren.) 19.-d3 ! (Oh weh, jetzt droht Db6+ und der Springer ist weg.) 20.cxd3 Db6+ 21.d4 ! (Zum Glück noch eine Notlösung.) 21.-Dxd4+ 22.Kh1 Sd3 23.Tf1 Lc5 (Das sieht jetzt übel aus für Weiß, unter anderem droht 24.-Dg1+ 25.Txg1 Sf2# ! Auf 23.-Sf2+ 24.Txf2 Dxf2 25.Sd7+ Ka8 26. Sg6 wollte sich Schwarz nicht einlassen.) 24.g3 ! (Der Retter in höchster Not - ein universeller Zug; macht dem König Luft, deckt den Sh4 und den Tf1.) 24.-Thf8 !? (Vielleicht war jetzt der Qualitätsgewinn 24.-Sf2+ 25.Txf2 Dxf2 doch noch aussichtsreich für Schwarz, aber 24.g3 war für meinen Gegner eine Ernüchterung.) 25.De6 Td6 26.De8+ Td8 27.De6 Td6 28.De8+ 0,5-0,5 (Damit war ich nach dem Schock 19.-d3 hoch zufrieden, bestimmt hätte man 26. oder 28.De4 probieren können, denn 26.-Sf2+ 27.Txf2 Dxf2 28.De8+ Td8 29.Sd7+ Kc8 30.Sxf8 Lxf8 31.Td1 Ld6 sieht garnicht schlecht für Weiß aus.)
Beste Grüsse Michael Negele
Kleiner Tipp, auch im Kommentar kann man direkt PGN Formate einstellen. Wie es geht habe ich mal hier beschrieben. Die Partien sind so auch Online besser nachvollziehbar. Allerdings nur beim neuen Kommentar, aktuell nicht bei Antworten auf Kommentare !
Als weiteres Beispiel einen tollen Partie-Abschluß aus der vorletzten Runde :
[pgn]
[hz "40"]
[Event "Stadtmeisterschaft 2005"]
[Site "?"]
[Date "????.??.??"]
[Round "?"]
[White "Dramiga, Joe"]
[Black "Speck, Stefan"]
[Result "1-0"]
[ECO "C28"]
[WhiteElo "1732"]
[BlackElo "2008"]
[Annotator ",Andreas"]
[PlyCount "49"]
[SourceDate "2005.02.16"]
1. e4 e5 2. Nc3 Nc6 3. Bc4 Nf6 4. d3 Be7 5. f4 exf4 6. Bxf4 d6 7. Nf3 O-O 8.
O-O Bg4 9. Qe1 Qd7 10. Be3 Bh5 11. Nd4 Ne5 12. Bb3 Bg6 13. Nf5 Bxf5 14. Rxf5 b5
15. Qg3 c5 16. Nd5 Nxd5 17. Bxd5 Rac8 18. Raf1 Rc7 19. d4 cxd4 20. Bxd4 {
Schon ziemlich Pleite} 20... Kh8 $4 {Matt nicht mehr zu verhindern !!!!! Laut
Fritz bis aus 12 Zuege zu strecken aber nicht zu verhindern.} 21. Rxf7 Rg8 (
21... Rxf7 22. Rxf7 Qg4 23. Qxg4 Nxg4 24. Bxg7+ Kg8 25. Rxe7# {
Ein Beispiel von vielen Wegen.}) 22. Qxg7+ $3 Rxg7 23. Rf8+ {
Aufgabe. Tolle Leistung des Underdogs.} 23... Bxf8 24. Rxf8+ Rg8 25. Rxg8# 1-0
[/pgn]
zur Partie Negele-Kniest eine Frage, die ich mir während der Partie und auch jetzt noch stelle:
Kann Weiss nicht bereits nach 14.Dg3 ( greift g7 und c7 an ) statt 14.f4 gewinnen?
Schöne Grüße aus Köln-Dünnwald
Ingo Cordts
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